Saturday, August 26, 2017

21st Sunday in Ordinary Time: Power of the Keys

27. August 2017
Oberurnen (Glarus Nord)  – Hl. Dreifaltigkeit
das 150-Jahr Jubiläum der Kirchenglockenweihe

Is 22:19-23
Rom 11:33-36
Mt 16:13-20

Gelobt sei Jesus Christus!

Im Buch des Propheten Jesaia und im heutigen Evangelium ist die Rede von Schlüsseln und Schlüsselgewalt. Ganz offensichtlich sind Glocken keine Schlüssel und heute in der Pfarrei Dreifaltigkeit feiern wir das Jubiläum der Glockenweihe dieser Kirche.

Man sagt aber auch, dass wohlklingende Glocken ein Schlüssel sein können, d.h. ein Schlüssel zum Herzen einer Person, die schon glaubt und die mit ihrem ganzen Herzen Gott sucht. Andere sagen, dass der Klang der Glocken vor allem eine sentimentale Angelegenheit sei. Aber es ist nicht nur das. Das Läuten der Kirchenglocken hat einen ganz praktischen Sinn: Den Sinn, Leute herbeizurufen. Der Klang der Glocken ist eine Einladung. Eine Einladung, IN der Kirche zu beten bei der Heiligen Messe (besonders am Sonntag, an Festtagen oder bei Beerdigungsmessen). Eine Einladung zu beten am Ort, wo wir uns gerade befinden, wenn die Glocken der täglich dreimal (ausser am Karfreitag und am Karsamstag) zum „Angelus“ oder in der Osterzeit zum „Regina Coeli,“ läuten. Das Herz lässt sich beim Hören der Glocken nicht nur durch die Schönheit des Klangs bewegen, sondern auch durch ein lebendiges Zusammenspiel verschiedener Elemente. In erster Linie sind da zu nennen die Erlebnisse, die eine Person in der christlichen Gemeinschaft hatte, d.h. im Leben als Glied der Kirche, als getaufte und im Glauben unterrichtete Person. Der Klang der Glocken hat die Absicht, diejenigen, die an Christus glauben zum Gebet einzuladen. Wir sind also eingeladen, unser Herz zu erheben zu dem, den wir als Schöpfer und Erlöser der Welt anerkennen, zu dem, der unserem täglichen Leben Sinn verleiht. Wir können sagen, dass der Klang der Glocken die Stimme des Erlösers der Welt repräsentiert, welcher uns ruft, nicht allein und einsam zu sein, sondern seiner Einladung zu folgen und uns darum zu bemühen, mit ihm eins zu sein oder zu werden. Die Glocken rufen uns, eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in Christus zu bilden.

“Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?“

Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir dazu neigen, dem zentralen Punkt unseres Glaubens zu wenig Bedeutung für unser tägliches Leben beizumessen: Der zentrale Punkt unseres Glaubens an Jesus Christus ist, dass dieser wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Neben der starken Versuchung, unseren katholischen Glauben zu relativieren gibt es heute auch eine andere starke Versuchung. Es ist die Versuchung, zu meinen, dass die Ausübung der kirchlichen Autorität seit Petrus, dem ersten der Apostel bis zum heutigen Tag könne verstanden werden als etwas rein bürokratisches oder institutionelles, das nicht gebunden wäre an das Leben und Bekenntnis des Glaubens. Dem ist aber nicht so: Die Ausübung eines kirchlichen Amtes setzt immer den Glauben, die Taufe und (für bestimmte Ämter) das Sakrament der Weihe voraus – ganz unabhängig davon ob es sich um den Papst, einen Kardinal oder Bischof oder den Herrn Pfarrer handelt. Die Schlüsselgewalt des Heiligen Petrus und seiner Nachfolger als Bischöfe von Rom stützt sich felsenfest auf das Glaubensbekenntnis dessen, der auf der Kathedra Petri sitzt. So bekommt auch das am Anfang der ersten Lesung von heute im Buch des Propheten Jesaja ausgesprochene Urteil gegen den Palastvorsteher Schebna seinen Sinn: “Ich verjage dich aus deinem Amt, ich vertreibe dich von deinem Posten.” Neben seiner Unfähigkeit und seinem ungenügenden Einsatz wurde Schebna auch deshalb abgesetzt, weil er Gott nicht die Treue hielt. Ein Amt, das im Namen Gottes ausgeübt wird ist nicht eine Aufgabe wie jede andere. Ein Amt in der Kirche ist von anderer Natur und deshalb gibt es einen Unterschied zwischen den Zurufen „viva il papa“ – „Hoch lebe der Papst“  und dem Zuruf „Hoch lebe der König“.

Ich sage das alles nicht, weil ich heute mit Ihnen über das Geheimnis des Petrusdienstes oder das Amt des Diözesanbischofs als Vorsteher einer Teilkirche nachdenken möchte, sondern weil ich darauf hinweisen möchte, wo das Herz, der Kern der kirchlichen Gemeinschaft liegt. Gott ist dreifaltig einer. Wir bilden zusammen die eine Kirche. Denken wir nur an das Gleichnis Jesu mit dem kleinen Kind: Der Mensch, der sich zum Geringsten in der Gemeinschaft der Kirche macht, der ist im Himmelreich der Grösste. Anders gesagt: Wer sich über Diskriminierung beschwert oder gewisse Reden über Klerikalismus in der Kirche hält, der hat nicht das Geringste des Evangeliums verstanden. Ein Papst, Bischof, Priester oder Diakone, der übermutig stolz ist auf sein Amt, hat ebenfalls überhaupt nichts verstanden. Der Mensch, der sich zum geringsten in der kirchlichen Gemeinschaft macht, ohne Vorbehalte, demütig wie ein Kind, der ist im Himmelreich der Grösste.

Die Vollmacht, zu binden und zu lösen ist nicht deshalb gegeben, die Dominanz des Amtsträgers zu unterstreichen, der die Menschen zurechtweist. Es geht nicht um den Amtsträger, sondern um diejenigen, die regiert werden, behütet werden. Die Herde, die letzten unter den Menschen, sie sind die wahren Protagonisten des Evangeliums. Für die Verkündigung des Evangeliums zählt die Hauskirche, die katholische Familie: Die Mutter, der Vater, die Kinder. Als Jesus vom Kreuz in Sankt Damiano in Assisi herab dem Heiligen Franziskus sagte: „Baue meine Kirche wieder auf“, dann meinte er damit das Missions-Projekt zur Heilung der Herzen zur Erneuerung des Lebens in Christus, zu einem christlichen Leben in der Familie, in der Schule, der Pfarrei, mit den Nachbarn. Eine wahre Erneuerung von unten.

„Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“

Die Rede von den Schlüsseln ist, wie auch der Klang der Glocken, eine Sache des Herzens, welche anzeigt, wo der Kernpunkt im Drama des Glaubenslebens liegt. Dieser Kernpunkt liegt hier: Das Leben der katholischen Kirche ist sichtbar, berührbar, strukturiert, aber zugleich hat es seine Mitte. Die Hl. Thérèse von Lisieux rang in ihrem Leben lange mit dieser Frage: Sie, die in strenger Klausur lebende Schwester, träumte davon, eine Missionarin zu sein, d.h. eine konkrete und aktive Sendung zu haben. Thérèse litt so lange am Ringen um die Gestalt ihrer Berufung, bis sie durch die Gnade Gottes verstehen konnte, dass sich ihre Sendung verwirklichen musste in der Liebe, d.h. sie sollte ein Feuer der Liebe sein in Mitten der Kirche.

Im Verlauf meiner siebenundsechzig Lebensjahre habe ich kirchliche Amtsträger und Theologen, aber manchmal auch ganz einfache Gläubige kennengelernt, die zu sehr auf die Institutionen und Ämter der Kirche fixiert waren. Sie haben ihr Leben als Ordensleute oder in der Familie durchlebt mit dem Gedanken, dass sie in ihrem Leben grosses und wichtiges vollbracht hätten, wenn sie nur selber die Kirche leiten könnten, die Schlüsselgewalt ausüben könnten. Es tut mir leid, aber die sichtbare Struktur der Kirche, die kirchlichen Ämter, erfüllt ihre Sendung nur als die eine Braut Christi. Diese Einheit der Braut Christi verwirklicht immer im konkreten Leben des einzelnen in der Gemeinschaft, besonders in der Familie.

Die Macht der Schlüssel dient dazu, die Herzen zu öffnen. Wehe den Amtsträgern, die sich dieser Macht rühmen. Wehe allen, die nicht verstehen, dass das Herz des Lebens der Kirche das am Kreuz geöffnete Herzen Jesu ist und dass unsere Sendung darin besteht, mit diesem Geheimnis verbunden zu sein. 

„Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“


Gelobt sei Jesus Christus!




Saturday, August 19, 2017

20th Sunday in Ordinary Time - Einsideln, 20 August 2017

Gebetstag
der Marianischen Frauen- und Müttergemeinschaft
Heilige Messe - 20. AUGUST 2017 - Einsiedeln

Is 56:1, 6-7
Rom 11:13-15, 29-32
Mt 15:21-28

Gelobt sei Jesus Christus!

„Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen.“

Für einen ganz gewöhnlichen Sonntag im Jahreskreis enthalten die heutigen Lesungen eine grosse Seltenheit: Das heisst: Alle drei Lesungen weisen auf ein gemeinsames Thema hin und zwar auf den besonderen Platz, den Gott in seiner Liebe all denen reserviert hat, welche die Gerechtigkeit leben – und zwar auch jenen Gerechten, die nicht zum auserwählten Volk gehören. Alle drei Lesungen weisen auf den besonderen Platz im Heilsplan Gottes hin, den die Heiden, die nicht zum Gottesvolk gehörenden, aber dennoch den in der Mitte des Gottesvolkes gegenwärtigen wahren Glauben annehmen.

In der ersten Lesung sagt Jesaia mit prophetischen Worte: „Die Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben, die ihm dienen und seinen Namen lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen, die an meinem Bund fest halten, sie bringe ich zu meinem heiligen Berg und erfülle sie in meinem Bethaus mit Freude.“

Im Brief an die Römer erklärt Paulus die Logik seines Einsatzes für uns Heiden. „Euch, den Heiden, sage ich: Gerade als Apostel der Heiden preise ich meinen Dienst, weil ich hoffe, die Angehörigen meines Volkes eifersüchtig zu machen und wenigstens einige von ihnen zu retten.“ Der Heilige Paulus lehnt den Vorrang nicht ab, den das Volk Israel bei der Verkündigung des Evangeliums hat, aber er erklärt auch, warum er berufen ist, das Evangelium den Heiden zu verkünden. Ja, auch durch die Eifersucht, auch durch menschliche Schwächen kann Gott wirken. Der Apostel der Heiden versucht mit allen Mitteln, die Menschen ins Reich Gottes zu führen: Vor allem die Juden, aber nicht weniger auch uns, die Heiden.

Von daher können wir die offensichtliche Kälte verstehen, mit welcher der Herr der kananäischen Frau begegnet, die ihn bittet, ihre Tochter von einem Dämon zu befreien. Wir verstehen, dass das auserwählte Volk Gottes den ersten Platz in der Sendung Jesu hatte. Israel hatte den Vorrang beim Heilswirken Jesu. Es schien zunächst so, dass diese kananäische Frau keinen Platz im Heilsplan Gottes hätte. War doch dieser Heilsplan nicht so sehr auf die Bekehrung der einzelnen ausgerichtet, sondern vielmehr darauf, dass das Volk Gottes ins Reich Gottes geführt werde. Die Frau, diese kananäische Mutter hat aufgrund ihres Glaubens an Christus und aufgrund ihrer Hartnäckigkeit zugunsten ihrer Tochter eine Antwort des Erlösers der Welt erhalten.

„Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen.“

Es gibt Parallelen zwischen dieser Mutter und der Heiligen Monika, der Mutter des Hl. Augustinus. Die Hl. Monika hat durch ihr intensives Gebet und durch ihre Tränen nicht nur die Bekehrung ihres Mannes erreicht, sondern auch und vor allem die Gnade der Bekehrung ihres Sohnes. Wir dürfen nie damit aufhören, für das ewige Heil der andern zu beten, für das ewige Heil im Leib der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.

Wir führen diese Überlegungen nun einen Schritt weiter in Bezug auf das, was die Liebe Gottes in Christus zu uns Getauften betrifft und schauen auf die schwierige Frage des OB und WIE der Herr auf unsere Bitten hört. Auf unsere Bitten für uns selber aber auch für unsere Verwandten und Nachbarn, ja für das Heil der ganzen Welt. Eines muss dabei klar sein. Wir haben kein Recht darauf, erhört zu werden. Aber wir können selbstverständlich Gott an seine Liebe erinnern, auch an seine Liebe zu den Letzten, den Fremden, den Heiden welche zu Christus zurückkehren und ihr Leben in die Hand Gottes legen.

Dann kommt die Frage auf: „Ereignen sich solche Dinge, wie wir sie eben im Evangelium gehört haben, auch heute noch?“ „Ist Jesus seinem Volk, der Kirche, heute nahe oder fern?“ Es scheint so, also ob in unseren Tagen die Gleichgültigkeit in Sachen des Glaubens auch in der katholischen Kirche selbst gewachsen ist. Einige schliessen die Möglichkeit von Wundern absolut aus und zweifeln daran, ob Gott überhaupt auf unsere Gebete hört. Viele sagen, dass der Hauptgrund für die Leere im Leben vieler Menschen in einem Mangel an Gottesfurcht liege, das heisst in einem Mangel dieser Tugend, welche für den Schmerz steht, den wir empfinden für die Beleidigungen, die wir Gott mit unserem Leben (mit unseren Sünden: durch Gedanken, Taten und Unterlassungen) zufügen.

Also: Für unsere Versäumnisse dem guten Gott gegenüber, der seinen Sohn zu uns gesandt hat, damit er uns von der Sünde und dem Tod errette. Man kann ohne weiteres sagen, dass heute die Furcht vor dem richtenden Gott fehlt, die Furcht vor dem Gott, der am Ende der Zeit in Herrlichkeit kommt, um die Lebenden und die Toten zu richten. Das heisst, dass viele Menschen heute nicht mehr daran glauben, dass es für alle Menschen eine endgültige Entscheidung gibt zwischen der ewigen Freude – dem Himmel und der ewigen Verdammnis – der Hölle.

In Wirklichkeit, so wage ich zu sagen, haben sich die Zeiten überhaupt nicht geändert. Die Menschen sind nicht unbedingt gottloser als früher in der Geschichte. Zum Beispiel, der Hl. Beda Venerabilis (im Jahre 735 gestorben), in seiner Historia ecclesiastica gentis Anglorum (Kirchengeschichte des englischen Volkes) in den Kapiteln über der Lage der Kirche in England am Anfang des 8. Jahrhunderts, schrieb von Zeugnisse von Menschen, die zwar an Gott glaubten, aber ohne die Überzeugung, es zu schaffen, in den Himmel kommen zu können. D.h. es gab Menschen, die zwar zur Glaubensgemeinschaft gehören wollte, die aber nicht bereit waren, mit einem Leben in Sünde zu brechen. Sie waren so in Tat und Wahrheit auf dem Weg in die Hölle.

Vielleicht ist die Phantasie der heutigen Menschen etwas verflacht und sie können sich nicht einmal mehr eine Hölle vorstellen. Sie denken vielleicht, dass sie einfach sterben und von der Bildfläche verschwinden wie ein Hund oder eine Katze. Das Resultat ist aber im Wesentlichen damals wie heute dasselbe: Aus Liebe oder aus Eifersucht – Wie der Hl. Paulus müssen wir versuchen, die andern dazu zu bewegen, den Glauben an Christus anzunehmen, das heisst, auf die Ewigkeit mit Gott zu hoffen und so dem Leben Sinn zu geben und Freude schon in dieser Welt, echte Freude zu finden. Wir müssen so sehr glauben und vertrauen wie die kananäische Frau und Christus zuerst für das Seelenheil unserer Familienangehörigen bitten, dann aber auch für das Heil aller andern. Es gibt keine Alternative zur Erlösung durch Christus. Wie die Hl Monika, so dürfen auch wir nicht nachlassen in unseren Bemühungen, unsere Welt von heute zu Christus zu führen.

„Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen.“

Seien Sie guten Mutes! Frauen der Marianischen Frauen und Müttergemeinschaft! Beten Sie weiter und inständig für die Rettung unserer Welt!

Gelobt sei Jesus Christus!
               

Maria, Mutter des Herrn, bitte für uns! 




The Woman's Vocation to Marriage and Family in the 21st Century: Gebetstreffen der Marianischen Frauen- und Müttergemeinschaft Einsiedeln, 20. August 2017

Die Berufung zu Ehe und Familie
für Frauen im 21. Jahrhundert

Gebetstreffen der Marianischen Frauen-
und Müttergemeinschaft
Einsiedeln, 20. August 2017

Gelobt sei Jesus Christus!

Ich freue mich sehr, anlässlich dieses Gebetstreffens der Marianischen Frauen- und Müttergemeinschaft heute hier in Einsiedeln, einige Worte an Sie richten zu dürfen. Ich freue mich aber auch auf die Möglichkeit, ihre Gemeinschaft besser kennenzulernen, ihre Ziele und die Menschen, die der marianischen Frauen- und Müttergemeinschaft angehören. Ich danke Ihrer Präsidentin, Trudi Walser, für die Einladung: Inzwischen haben sich mir schon da und dort einige andere Mitglieder der Gemeinschaft vorgestellt und ich habe einen ausgezeichneten ersten Eindruck von der Gruppe bekommen. Vor allem aber danke ich Gott für die Möglichkeit, zusammen mit Ihnen an diesem Ort die Sakramente feiern zu können: Das Sakrament der Versöhnung und später dann das Sakrament der Heiligen Eucharistie. Ich hoffe, dass Sie das Hören meines Vortrags und meiner Predigt nicht zu sehr ermüdet.

“Opfert euch auf für die Sünder und sagt oft, besonders wenn ihr ein Opfer bringt: O Jesus, das tue ich aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens.“ (So sprach Maria die Muttergottes, in Fatima, am 13. Juli 1917)

Ich habe diese Worte gefunden auf dem Umschlag einer kleinen Broschüre, welche mir von der Legio Mariens – Schweiz anlässlich der Hundert-Jahr Jubiläums der Erscheinungen der Mutter Gottes in Fatima geschenkt wurde.

Anderswo im Heftchen ist die Botschaft von Fatima in Kurzfassung dargelegt. D.h. es gibt darin eine Auflistung der Anliegen der Muttergottes, die sie vor 100 Jahre über die drei Seherkinder mitteilen wollte und wozu man sich, dank Fatima, heute noch verpflichten kann und sollte, und zwar:
·       die entschlossene Umkehr
·       die treue Erfüllung der Gebote Gottes und der persönlichen Standespflichten
·       der regelmässige Empfang der Sakramente
·       die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens (und hauptsächlich das auf vier Wegen)
1. durch die persönliche Weihe an Maria
2. durch das meditative Gebet, vor allem des Rosenkranzgebetes und der Sühnegebete
3. durch die Praxis der Herz-Mariä Sühnesamstage
4. durch das Tragen des Braunen Skapuliers
·       das standesgemässe Apostolat, besonders das stellvertretende Beten und Opfern.

Ich bin zuversichtlich, dass die Marianische Frauen- und Müttergemeinschaft schon auf dem rechten Weg ist. Sollten einzelne unter Ihnen sein, welche die Botschaft von Fatima noch nicht kennen oder die eine Auffrischung brauchen können, so gibt es viele Schriften, mit Hilfe derer man dieses Ereignis (die Erscheinungen von Fatima) kennenlernen kann, welches die besondere Aufmerksamkeit aller Päpste unserer Zeit, d.h. der Päpste der letzten 100 Jahre, auf sich gezogen hat und welches ein Gegenmittel ist gegen so viele Irrtümer, welche heute auch vielerorts in der katholischen Kirche Oberhand gewonnen haben.
Ich empfehle ihnen die Botschaft von Fatima sowohl in Bezug auf die Weltkirche, aber auch als ganz besondere Bereicherung und Förderung der Ziele der Gemeinschaft, die das sind:
·       Förderung der lehramtstreuen religiösen Bildung der Frau.
·       Weitergabe der katholischen Glaubenslehre an unsere Kinder.
·       Förderung der katholischen Moral.
·       Ehevorbereitung im Sinne des Lehramtes.
·       Schutz und Verteidigung des menschlichen Lebens.
·       Unterstützung und Förderung der papst- und kirchentreuen Presse.
·       Öffentliche Stellungnahme zu aktuellen Themen.
·       Veranstaltungen von Tagungen, Kursen, Wallfahrten, Exerzitien usw.

Die drängende Einladung der Mutter Gottes von Fatima an die Gläubigen, durch persönliche Opfer und Gebet, besonders durch den täglichen Rosenkranz, Sühne zu leisten für die eigenen Sünden und für diejenigen der Welt könnte geradezu der besondere Verbindungspunkt sein zwischen Ihren Zielen als Marianische Frauen- und Müttergemeinschaft und jenen als katholische Frauen und Mütter.

Ich möchte damit eine Antwort geben auf die Enttäuschung und Ratlosigkeit, welche viele Katholiken bei ihrem Einsatz für die Förderung des Glaubens und der Moral der Kirche empfinden angesichts dessen was sie als mangelnde Unterstützung der Kirchenleitung (Bischöfe, Priester und Ordensobere) wahrnehmen. Dies zeigt sich zum Beispiel: Bei der Förderung der lehramtstreuen religiösen Bildung der Frau; Bei der Weitergabe der katholischen Glaubenslehre an unsere Kinder; Bei der Förderung der katholischen Moral; Bei der Ehevorbereitung im Sinne des Lehramtes; Beim Schutz und der Verteidigung des menschlichen Lebens; Bei der Unterstützung und Förderung der papst- und kirchentreuen Presse.

Ein Leben, welches das Leiden sofort und frei aus Liebe zum unbefleckten Herzen Marias annimmt, ist die katholische Antwort auf diese wesentlichen Fragen von Recht und Gerechtigkeit in dieser Welt. Fatima verwandelt das Leiden der Katholiken an ihren Hirten und macht daraus etwas Edles. Die Einladung der Mutter Gottes geht immer über eine Teilhabe am Kreuz Christi, des Erlösers der Welt.

Ich spreche von Fatima auch aus einem andern Grund. Ich hoffe, dass das Bewusstsein der anhaltenden Aktualität der Botschaft der Mutter Gottes von Fatima uns helfen kann, immer mehr und immer besser der Tradition der katholischen Kirche anzuhangen. Diese Verbundenheit mit der Tradition bringt Ruhe und Stabilität in unser Leben und in dasjenige unserer Gesellschaft. Bei dieser Tradition geht es um die Wahrheit, welche Gott in Christus seiner Kirche anvertraut hat. Er hat sie der Kirche anvertraut, welche von Christus gegründet wurde und für immer bleibt.

In meinen Worten über „die Berufung zu Ehe und Familie für Frauen im 21. Jahrhundert“ möchte ich heute den Gedanken betonen, dass es eine Kontinuität gibt in der katholischen Lehre über die Rolle der Frau in der Ehe und in Familie. Es gibt eine Kontinuität in der Botschaft, welche die Kirche für die Frau hat. In Anbetracht dieser Wahrheiten wird sich die Weisheit der Jahrhunderte bewusst, dass unsere Lebensaufgabe darin besteht, immer tiefer einzudringen in das bleibende Geheimnis seiner Gegenwart, und nicht darin, zu versuchen immer neue Dinge zu entdecken. Ich möchte es noch einmal deutlich sagen: Es gibt eine Kontinuität in der vom ewigen und lebendigen Gott geoffenbarten Wahrheit. Diese Wahrheit hat er durch seinen eingeborenen Sohn geoffenbart und uns überliefert durch seine Kirche, die eine, heilige, katholische und apostolische. Gerade weil es sich um Kontinuität in der Wahrheit handelt, sprechen wir von einer Botschaft, die heute gilt und die immer gelten wird. Wir können uns auf das, was die Lehre der katholischen Kirche in allen Jahrhunderten zu Ehe und Familie gelehrt hat, verlassen. Es ist eine Lehre, die nicht nur immer gültig ist, sondern auch immer bereichernd und heilbringend für das Leben der Welt. Diese Botschaft ist vielleicht zu offensichtlich, nicht wahr? Leider nicht für alle, besonders nicht für den Westen, der sich definiert durch Entwicklung und Fortschritt, das heisst durch die Veränderung gegenüber dem, was unsere Vorfahren prägte und leitete. Der Westen definiert seine Werte oft mit einer gewissen Überheblichkeit ohne das ernsthaft zu prüfen, was unsere Vorfahren die „immerwährenden Wahrheiten oder Prinzipien“ nannten.

Aber, Um Gottes Willen! Was für eine Sprache hören wir da aus dem Mund des Apostolischen Nuntius. Wie kann man leugnen, dass die Welt sich verändert hat? Es reicht schon, auf das Phänomen des „Handys“ zu schauen, oder? Ja, ich gebe zu, dass sich die Technik, besonders im Bereich der Kommunikationsmittel sehr aufdringlich ist. Aber ich glaube auch, dass man gut sagen kann, dass auch schon vor der Zeit von Radio und Fernsehen viele zerstreut und betört waren von anderen Dingen. Diese technischen Spielzeuge von heute sind nicht unwiderstehlich und sind auch nicht die Quelle des Problems unserer entpersonalisierten und verdummten Gesellschaft. Mit oder ohne Handy gibt es Werte, konstante Werte des menschlichen Lebens. Wir müssen und dürfen gewissen Strömungen, die dem Evangelium widersprechen, nicht nachgeben.

Die Kontinuitäts-Krise unserer heutigen Gesellschaft sehen wir nicht so sehr in der Mode oder im Konsumismus, welcher eine unerhörte materielle Verschwendung zulässt. Die Krise scheint auf in der Krise der Wahrnehmung der Wahrheit über das, was die Hauskirche betrifft, die christliche Familie als solche. In der konkreten Realität hatte die katholische Familie zu allen Zeiten ihre Schwachpunkte und Fehler, aber heute wird die Familie nicht nur zerstört in ihrer bleibenden Gestalt, sondern auch in ihrer Bedeutung für die Kultur, die Gesellschaft und schliesslich für die Kirche. Wir sehen das schon daran, wie die Schule und gewisse andere Organisationen die Jugend von Ihren Familien entfernen unter dem Vorwand des Sportes und vielen anderen unterhaltenden Aktivitäten. In Tat und Wahrheit wird vor allem die Beziehung zwischen Kindern und Eltern aufgelöst.

Schlimmer noch. Viele halten es gar nicht mehr für möglich, als klassische christliche Familie zu leben. (Denken wir nur an die Phänomene der problemlos möglichen Scheidung, des Zusammenlebens von Männern und Frauen – mit und ohne Kinder – ohne das Sakrament der Ehe). Durch diese Beispiele entmutigt lassen viele nach beim notwendigen Einsatz, um das Ideal der natürlichen Gemeinschaft von Mutter, Vater und Kindern zu leben. Viele denken nicht einmal daran, kirchlich zu heiraten. Dieses Abbröckeln ist nicht so sehr die Folge einer realistischen Einschätzung der eigenen Möglichkeiten in Anbetracht des idealen christlichen Familienbildes, sondern oftmals einfach aus Verzweiflung oder Zynismus in Anbetracht der Möglichkeit, die klassischen menschlichen und christlichen Tugenden in Ehe und Familie zu leben. Dabei hat Gott Ehe und Familie gewollt und mit seiner Hilfe und Gnade ist es möglich, Ehe und Familie nach Gottes Willen zu leben. Treue in der Ehe ist nie einfach gewesen, aber in vielen westlichen Ländern sind es nur noch wenige junge Erwachsene, welche sich eine lebenslange Ehe mit Kindern überhaupt wünschen. Von daher können wir die Sinnhaftigkeit der Einladung der Mutter Gottes von Fatima gut verstehen, welche uns einlädt, die Leiden, welche das Leben uns bringt, zu vereinen mit den Leiden Jesu am Kreuz zur Rettung der Seelen, besonders für die Erlösung der Seelen im Purgatorium / Fegefeuer.

Ich erinnere mich, wie mir vor Jahren eine alte Frau gesagt hat, dass diese Krise von Ehe und Familie teilweise ihren Ursprung in gewissen katholischen Klerikern habe, welche nicht damit aufhörten, ein allzu oberflächliches und idealisiertes Bild der Heiligen Familie als Vorbild für die normale katholische Familien von heute zu verkünden.

Diese Frau, eine Intellektuelle, konnte die Krise der klassischen, aus Vater, Mutter und Kindern bestehenden Familie belegen, wenigstens seit den Zeiten der industriellen Revolution in England. Sie kritisierte dabei besonders die traditionelle irisch-katholische Verkündigung, welche die Heilige Familie als Modell für die christliche Familie anpries. Diese Frau liess mich, obwohl eine gute Freundin von mir war, nie etwas sagen, wenn sie mit diesem Thema anfing. Sie war davon überzeugt, dass auch ich einer von denen sein musste, welche ein Ideal eines Familienbildes anpriesen und einforderten, welches nicht nur heute nicht erreichbar ist, sondern auch so seit den Zeiten der Apostel nie real existiert hatte. Ich? Ich sollte so oberflächlich sein? Ganz im Gegenteil. Seit meiner frühesten Kindheit habe ich nie Illusionen über die Vollkommenheit meiner Familienangehörigen genährt. Auch wenn ich um ihre Unvollkommenheiten wusste, sah ich, auch als Teenager und junger Erwachsener, in meinen Eltern, Brüder und Schwestern dennoch immer ein wahres Geschenk Gottes für mich. Ich zweifelte nie daran, dass meine Eltern mich liebten und ihr gutes Beispiel als gläubige Katholiken half mir auf den rechten Weg zu kommen und zu einer persönlichen Beziehung zum rettenden Gott zu finden. Eine wirklich katholische Familie braucht immer das Busssakrament. Sie präsentiert sich nie wie eine gekünstelte Sache oder wie ein schönes Glasfenster in der Kirche oder wie eine schön geschnitzte Figurengruppe von Jesus, Maria und Josef.

Das vom Lehramt der katholischen Kirche zu allen Zeiten verkündete Idealbild der Familie verlangt Opfer, manchmal sogar grosse Opfer. Es gilt als festzuhalten, dass die Vision der katholischen Kirche von der christlichen Familie eine realistische und in der Praxis realisierbare Vision ist. Sie beschränkt sich nicht nur auf diese Welt, sondern führt in den Himmel. Ich möchte mit einer gewissen Begeisterung hinzufügen, dass dieses traditionelle Modell der Familie in der konkreten Praxis schon in dieser Welt wahre Freude im Überfluss schenkt und ebenso einen Sinn für die Verwirklichung des eigenen Lebensplanes.

Es ist interessant, darauf hinzuweisen, dass der Katechismus der katholischen Kirche, wenn er von den Pflichten des 4. Gebotes redet, das Bild der Heiligen Familie nicht verwendet, nicht einmal bei den Besonderheiten der christlichen Familie. Was bedeutet es aber, wenn der Katechismus in den Nummern 2204-2206 von der christlichen Familie als Hauskirche spricht?

Bei Nr. 2205 des Katechismus steht, dass die christliche Familie wesentlich geschaffen ist nach dem Abbild des dreifaltigen Gottes: „Die christliche Familie ist eine Gemeinschaft von Personen, ein Zeichen und Abbild der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes im Heiligen Geist. In der Zeugung und Erziehung von Kindern spiegelt sich das Schöpfungswerk des Vaters wider. Die Familie ist berufen, am Gebet und am Opfer Christi teilzunehmen.“

Ebenfalls im Katechismus – bei Nr. 2204 – können wir lesen: „Die christliche Familie ist eine spezifische Darstellung und Verwirklichung der kirchlichen Gemeinschaft. Sie kann und muß deshalb auch „Hauskirche“ genannt werden“ (FC 21). Sie ist eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe; wie im Neuen Testament angedeutet wird, kommt ihr in der Kirche eine einzigartige Bedeutung zu.“

Vielleicht ist die Ikone der Heiligen Familie ein einfacheres Model. Vielleicht schlägt der Katechismus etwas vor, was für einfach-sterbliche noch schwieriger zu erreichen ist. Vielleicht ein Model, welches für Ehe und Familie unerreichbar ist. Stellt euch doch das einmal vor: Die Familie als Abbild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit!

Dann fährt Nr. 2205 fort mit einer konkreten Anwendung: „Das tägliche Gebet und die Lesung des Wortes Gottes stärken in ihr die Liebe. Die christliche Familie wirkt evangelisierend und missionarisch”. Wie kann die Kirche von einfach sterblichen so viel verlangen? Ist sich die Kirche nicht bewusst, dass heute oft beide Eltern ausserhalb des Hauses arbeiten müssen, um die Auslagen für den Lebensunterhalt und die soziale Teilnahme am Leben des Mittelstandes bewältigen zu können? Was haben sich die Autoren des Katechismus dabei gedacht? Haben die überhaupt eine Ahnung davon, wie die Welt heute funktioniert?

Ende der Fünfziger oder anfangs der Sechzigerjahre, ich erinnere mich nicht mehr so genau daran, hat unsere Mutter uns Kindern mindestens einmal anvertraut, wie sehr sie dankbar war, dass sie NICHT Autofahren konnte (Zu jener Zeit hatten – wenigstens bei uns – nur ganz wenige Familien mehr als ein Auto in der Garage). Mit diesen Worten drückte meine Mutter ihr Mitleid aus über die arme Frau so-und-so (ich erinnere mich nicht mehr, wie sie geheissen hat). Diese arme Frau also, die im Haus neben uns wohnte und so viel Zeit verbringen mit Fahrdienst musste, indem sie ihre eigenen und auch die Kinder der anderen hierhin und dorthin fahren musste. Auch wenn heute die Mehrheit der Mütter den Fahrausweis besitzen, so bleibt das Problem ein halbes Jahrhundert später dasselbe, das Problem des gesellschaftlichen Druckes auf die Eltern, das heisst auf die Familie. Wenigstens in den Vereinigten Staaten regt sich heute Widerstand gegen alle Einmischungen ins familiäre Leben, welche den Werte der Eltern widersprechen. Besonders bekannt sind da vielleicht die Benedict Option oder das home schooling welche, um die Familie zu schützen, versuchen, diese den von aussen kommenden Einflüssen zu entziehen. Oftmals versuchen sogenannt „demokratische Parteien“ mittels der öffentlichen Schulen die Kinder der Kontrolle der Eltern zu entziehen. Sie wollen die Bildung der Kinder den öffentlichen Institutionen vorbehalten, das heisst den Einrichtungen der Regierung. Diese versuchen dann, die Kinder zu beeinflussen und zu indoktrinieren mit Inhalten, die nicht mit dem katholischen Glauben übereinstimmen und oftmals diesem sogar explizit widersprechen. Sie tun dies, um es einfach zu sagen, aus Motiven, die nichts mit der Frohen Botschaft der Rettung durch Jesus Christus zu tun haben.

Auch die zeitgenössischen Diskussionen um den Umweltschutz sind oft gegen die Familie gerichtet. Es werden Lösungen zur Reduktion der Umweltverschmutzung angeboten, die oftmals zu einfach sind. Es werden die mittleren und kindereichen Familien kritisiert, weil da zu viele Personen unter ein und demselben Dach die Umwelt belasten. Die zentrale Frage der aktuellen Verschwendung der Ressourcen wird aber nicht angesprochen. Sie wollen die Zahl den Konsumenten reduzieren und greifen so die Menschliche Person an, anstatt das Verhalten der menschlichen Personen zu ändern. Von diesem Standpunkt her gesehen scheint der Katechismus in Nr. 2206 wenig realistisch zu sein, wenigstens für diejenigen, welche die vorherrschende öffentliche Meinung teilen:

„Die Familienbeziehungen bewirken eine besondere gegenseitige Nähe der Gefühle, Neigungen und Interessen, vor allem, wenn ihre Mitglieder einander achten. Die Familie ist eine Gemeinschaft mit besonderen Vorzügen: sie ist berufen, „herzliche Seelengemeinschaft, gemeinsame Beratung der Gatten und sorgfältige Zu-sammenarbeit der Eltern bei der Erziehung der Kinder“ zu verwirklichen (GS 52, 1).“

Die christliche Ehe ist eine Wahl, welche der im Westen vorherrschenden Kultur widerspricht. Die Ehe verlangt den persönlichen Einsatz von Mann und Frau. Dabei können sie nicht mehr wie Früher auf die Unterstützung der eigenen Familienangehörigen oder noch weniger der Nachbarn und der gesellschaftlichen Strukturen zählen.

Worin besteht nun in der sogenannten christlichen Familie die Rolle der Frau als Ehefrau und Mutter genau? Die Mutter und Ehefrau ist berufen, die Hoffnung des Projektes der Gemeinschaft zwischen Mann und Frau, welche immer auf Nachkommen hin offen ist, durch ihre Kreativität und Schöpfungskraft lebendig zu halten. Ich spreche dabei bewusst von Kreativität, denn ich glaube, dass der Betrag des Mannes zur Familie ein anderer und vielleicht weniger kreative als derjenige der Frau ist. Hier in der Schweiz hatte ich schon verschiedene Gespräche mit jungen Ehepaaren und Eltern. Ich denke dabei vor allem an sechs Männern, alle unter 50 Jahre alt und ganz unterschiedlichem Hintergrund, welche einzeln und aus eigener Initiative zu mir nach Bern in die Nuntiatur gekommen sind. Ihre Meinung und Ihr Standpunkt war unterschiedlich und männlich. Sicher nicht derjenige einer Frau. In diesem Sinne möchte ich sagen, dass man im Gespräch unter Männern früher oder später auf Prinzipien, Vorstellungen von Gerechtigkeit zu sprechen kommt. Mit ihnen alleine, ohne ihre Ehefrauen, kommt man nie zur Verwirklichung des Projektes der Einheit der Familie, d.h. auf das Thema, über das ich heute mit Ihnen, der Mariansichen Frauen- und Müttergemeinschaft, sprechen wollte.

Ich möchte sprechen über das Opfer und die Sühne in Verbindung mit dem Kreuz Jesu nicht nur von der Gerechtigkeit geforderte Pflicht, sondern in einem Kreativ-schöpferischen Sinn. Die christliche Familie als ein Projekt, um welches die Verwirklichung des ganzen Menschen will, verlangt den gegenseitigen Beitrag von Mann und Frau. Die Schönheit, die Kraft, der Geist der christlichen Familie gründet im Geist von Fatima über die Bereitschaft, Sühne zu leisten für die Sünden der anderen: Der Vater für die Mutter und die Kinder; die Mutter für die Kinder und den Vater, die Kinder für die andern Kinder und für ihre Eltern. Die Vergebung beginnt bei mir und führt in einem zweiten Schritt zur Sühne.

“Opfert euch auf für die Sünder und sagt oft, besonders wenn ihr ein Opfer bringt: O Jesus, das tue ich aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens.“

Diese Dynamik und Bewegung ist nicht begrenzt auf die Familie – die Hauskirche – als fundamentale Zelle der Gesellschaft, sondern umfasst auch die grosse Kirche.  

Trotzdem bin ich ein wenig unsicher, ob ich meine Hoffnung für die katholische Welt primär darauf bauen soll, dass die Sühne für die Sünden von mir und der andern im Sinne der vorhin kurz zusammengefassten Botschaft von Fatima in den Herzen der einzelnen wiederentdeckt und gelebt wird, oder ob ich nicht gleichzeitig darauf drängen soll, dass die Familie als Hauskirche mit und unter der Führung des Nachfolgers des Apostels Petrus mitwirken soll an der Weihe Russlands an das unbefleckte Herzen Marias. Eine solche Weihe hat die Mutter Gottes 1929 von Lucia erbeten zur Bekehrung Russlands. Dabei geht es um einen zentralen Punkt unserer Ekklesiologie und zwar um die Bedeutung der Verheissung der Einheit der Kirche als Vollendung der von allen Propheten gemachten Heilsverheissung, die wir bereits durch das Leiden unseres Herrn Jesus Christus und seine glorreiche Auferstehung von den Toten erkennen können. Die Kirche Gottes ist sichtbar in dieser Welt und die Einheit der Kirche mit und unter dem Nachfolger des Heiligen Petrus sollte fassbar sein. Darum können wir von der Wichtigkeit, sogar von der Dringlichkeit der Bitte sprechen, welche Maria in Fatima 1917 ausgesprochen und dann 1929 wiederholt hat, nämlich der Bitte, für die Bekehrung der Welt und Russlands zu beten durch die Weihe an ihr unbeflecktes Herz. Die Kirche als Leib Christi muss als eine einzige gesehen und wahrgenommen werden – im Westen und im Osten. Eine Kirche, die mit ihren beiden Lungenflügeln (die Ostkirchen und die Westkirche) atmet.

“Die Berufung zu Ehe und Familie für Frauen im 21. Jahrhundert“ -  Ich möchte besonders darauf hinweisen, dass es zur besonderen Familiären Aufgabe der Frau gehört, das innere Leben und Heilswirken der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Welt aufscheinen zu lassen mittels der tätigen Betrachtung des glorreichen Kreuzes Jesu Christi für das Heil der Welt. Der Zeitgeist, stellt sich der Braut Christi, der Kirche entgegen und tut deshalb alles, um die christliche Familie zu Fall zu bringen.  Der Zeitgeist versucht, einen einfachen Weg zum Glück anzubieten, doch bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass es nur eine fade und langweilige Alternative ist zur christlichen Hauskirche, d.h. zum freien und grosszügigen sich hingeben (Opfer) in Liebe für die andern nach dem Vorbild Jesu Christi.  

“Opfert euch auf für die Sünder und sagt oft, besonders wenn ihr ein Opfer bringt: O Jesus, das tue ich aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens.“

Ich wünsche der Marianischen Frauen- und Müttergemeinschaft alles Gute und sage: „nur Mut“ für die grosse Aufgabe, die euch gegeben ist, d.h. das Licht Christi in unsere Welt hineinzutragen durch ein Familienleben welches – ja, auch Opfer verlangt – aber vor allen geprägt und erfüllt ist von der Freude dessen, der in der Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes leben, in der Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist. 


Gelobt sei Jesus Christus!