Monday, May 16, 2016

Wallfahrtpredigt - Pfingsten - 2016


Pontifikalamt Pfingstsonntag Abend
15. Mai 2016
Maria Vesperbild

Apg 2, 1-11
Joh 20, 19-23


Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.

Pfingsten! Evangelisation und Mission

In gewissem Sinn versuchen wir auch heute noch, im 21. Jahrhundert, die ersten Jünger im Abendmahlssaal in Jerusalem nachzuahmen. Dort, wo wir heute leben, machen wir die Erfahrung der Anhänger Jesu. Diese hatten sich im Auftrag des auferstandenen Christus zum Gebet versammelt. Dieses war die Voraussetzung, um den Heiligen Geistes zu empfangen. So erfahren auch wir heute die Fülle jenes strahlenden Tages vor fast zweitausend Jahren. Es handelt sich dabei nicht um einen Automatismus, oder um ein unfehlbares Rezept für ein neues Pfingsten und damit für einen Erfolg im Leben als Christen. Vielmehr handelt es sich um einen Akt des Gehorsams gegenüber dem Herrn, der uns fähig macht, das Geschenk von Gott, dem Heiligem Geist zu empfangen, das uns das Tor zum Himmel öffnet.

Pfingsten, als Endpunkt der Heilsgeschichte und als Moment der Fülle im Leben der Kirche, ist immer aktuell in unserem Leben. In Pfingsten sind die Verheissungen des Alten Testamentes erfüllt. Wenn wir den Worten Christi folgen, können wir mit dem Vertrauen leben, dass unser Bemühen in unserem Gebetsleben Christus zu suchen – sei es einzeln oder in einer Gemeinschaft –, dass dieses Bemühen uns auf das vorbereitet, was fehlt, also auf „dieses Brausen“, diesen göttlichen Ausbruch der Gnade des Heiligen Geistes. Dieser macht unser Leben im Dienst des Evangeliums vollkommen und fruchtbar zum Wohl jener, die noch nichts von der Frohen Botschaft vernommen haben.

Oft spricht man vom heutigen Fest als dem Geburtstag der Kirche: Ja, heute ist wirklich die Kirche geboren; die neue Schöpfung durch die Sendung des Heiligen Geistes ist heute auf der Bühne der Geschichte erschienen. Heute ist die Taufgnade durch den Tod und die Auferstehung Christi in uns bestätigt worden durch den Heiligen Geist, der das Leben gibt. In diesem Sinn gibt es das Sakrament der Firmung nicht nur, um unseren Glauben zu stärken, uns zu ermutigen tugendhaft zu leben, indem wir den Geboten folgen, sondern auch, um etwas zu entfesseln! Es handelt sich um die Stärkung jedes einzelnen Christen, die uns rettet, jedoch nicht für uns alleine. Die unauslöschliche Gnade der Firmung ist uns gespendet, um durch uns diese Gnade des Heiligen Geistes bis an die Enden der Erde zu verbreiten!

Pfingsten! Evangelisierung und Mission!

Im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche kann man lesen:

„265: Welchen Platz hat die Firmung im göttlichen Heilsplan?

... Das ganze Leben und die Sendung Jesu verlaufen in völliger Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist. An Pfingsten empfangen die Apostel den Heiligen Geist und verkünden ‚Gottes grosse Taten’ (Apg 2,11). Durch Handauflegung vermitteln sie den Neugetauften die Gabe ebendieses Geistes. Die Kirche hat die Jahrhunderte hindurch weiter vom Geist gelebt und in ihren Kindern mitgeteilt“.

268. Welche Wirkung hat die Firmung?

Die Wirkung der Firmung ist die besondere Ausgiessung des Heiligen Geistes, wie einst an Pfingsten. Diese Ausgiessung prägt der Seele ein unauslöschliches Siegel ein und führt zum Wachstum der Taufgnade. Sie verwurzelt tiefer in der Gotteskindschaft; sie vereint fester mit Christus und mit seiner Kirche; sie stärkt in der Seele die Gaben des Heiligen Geistes; sie schenkt eine besondere Kraft, um für den christlichen Glauben Zeugnis abzulegen.“

Es gibt im liturgischen Kalender kein anderes Fest oder eine andere Feierlichkeit, die so den missionarischen Auftrag der Kirche in den Mittelpunkt stellt, wie Pfingsten. Der Beginn der Mission der Apostel, durch die der auferstandene und siegreiche Jesus in die Welt getragen wird, befindet sich im Abendmahlssaal in Jerusalem, in jenem Ort also, in dem der Herr vor seinem Tod am Kreuz die Eucharistie und das Amtspriestertum eingesetzt hat. Die erste Verkündigung des Evangeliums wird dort vorbereitet und zwar durch intensive Tage des Gebetes der Jünger, gemeinsam mit der Muttergottes. Die nachösterliche Verkündigung durch den auferstandenen Herrn während der vierzig Tage vor seiner Himmelfahrt, findet ihre Vertiefung in der vorpfingstlichen Novene. Der versprochene Heilige Geist führt den Rest in den Herzen der Jünger zu Ende und macht die Predigt des Petrus fruchtbar: „Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden“.

Unser Glaube, unser Botschaft an die Welt, unsere pfingstliche Hoffnung auf die Erlösung in Christus, die Rettung von der Sünde und vom ewigen Tod, ist keine dunkle Doktrin, gewonnen aus nur mangelhaft entschlüsselten Schriften. Von der Intimität des Gebetes, verbunden mit jenem der Jungfrau Maria, tritt der Heilige Geist auf die Bühne dieser Welt mit Brausen und mit Klarheit: Jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Das ist das Werk Gottes, das der Heilige Geist infolge des Sieges Christi nach dem Willen des Vaters in uns gewirkt hat.

Diese Tatsache ist einfach und jeder mit ehrlichem Herzen, der sich vom Geheimnis von Pfingsten berühren lässt, kann es einsehen. So können wir die spontane Reaktion einer vollkommenen Verfügbarkeit der Menschen, die der Predigt des Petrus zuhörten verstehen.

Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheissung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird. Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: Lasst euch retten aus dieser verdorbenen Generation! Die nun, die sein Wort annahmen, liessen sich taufen. An diesem Tag wurden (ihrer Gemeinschaft) etwa dreitausend Menschen hinzugefügt. Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. Alle wurden von Furcht ergriffen; denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen“ (Apg 2, 37-43).

Tatsächlich braucht es in unserer Welt von heute nicht viel, um Pfingsten ausbrechen zu lassen. In unseren Familien und Gemeinschaften, aber ach, dieses Wenige ist grundlegend: die Verbundenheit im Leben und im Gebet mit der Muttergottes im Abendmahlssaal; die Reue, gegebenenfalls durch das Wasser der Taufe und für jene, die nach der Taufe durch die Sünde gefallen sind, durch die Tränen der Busse, durch das Sakrament der Versöhnung. Der wahre Sinn der Wallfahrt zu einem marianischen Heiligtum, wie hier nach Maria Vesperbild, ist jener, durch das Gebet und die Busse den Faden wiederzufinden, der uns zu jenem Abendmahlssaal zurückführt, der ganz nahe bei uns Zuhause ist. Ich meine damit die Pfarrkirche und die Stube unseres eigenen Hauses, die eucharistische Orte sein müssen und intime Orte, wo wir in Gemeinschaft mit der Jungfrau Maria Herz, Augen und Ohren bereiten können, um jenes Brausen ausbrechen zu lassen, das die Gute Nachricht in die ganze Welt verkündet hat.


Die Modernität, die Leere unserer Gegenwart möge sich durch das marianische Gebet verändern, durch das beharrliche Warten auf dieses Brausen, das die Wiederkehr des Menschensohnes auf den Wolken des Himmels ankündigt.


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